Mußemöbel in der Landlust

Am 23.März 2016 hat die Landlust einen schönen zwei-seitigen Artikel über die Mußemöbel veröffentlich. Sie können den Artikel „Wie angegossen“ hier im Original lesen oder nachfolgenden Auszug genießen.

Wie angegossen

Auf dem Mußemöbel lässt es sich bequem dösen und schmökern. Die Erbauer aus Boppard tüftelten an der idealen Sitz- und Liegeposition, bis sie den Bogen raushatten.

Es war ein kniffeliger Auftrag für Schreiner Udo Grings. Seine Frau wünschte sich von ihm die perfekte Sommerliege. Ihre Vorgaben: Breit sollte sie sein, bequem genug für ein längeres Nickerchen und ein verstellbares Rückenteil für eine entspannte Leseposition bieten. Mit seinem Chef, Zimmermeister Christian Otto, arbeitete sich Udo Grings an das Wunschbild heran. Gemeinsam schufen sie eine 99 cm breite, sanft geschwungene Fläche aus 44 Holzlatten, verschraubt mit vier Leimholzbögen. Alles aus Lärchenholz. Die ergonomische Liegefläche stützt den Körper gleichmäßig. „Es gibt kein Hohlkreuz am Rücken, keine Druckstellen an den Waden und man rutscht auch nicht“, versprechen die Handwerker.

Montiert oder als Bausatz

Sie tauften ihr Werk „Mußemöbel“. Für Balkone und kleinere Terrassen ist die Liege mit verstellbarer Rückenlehne auch in 88 cm Breite zu haben. Sie wird montiert geliefert oder als Bausatz. Wer sich die Latten selbst besorgen und zurichten will, kann auch lediglich das Grundgerüst bestellen. Denn so raffiniert einfach die gesamte Konstruktion aus Lärchenholz scheint: Die Leimholz- bögen haben es in sich. Handwerkliche Anfänger würden sich schwertun, eine passende Schablone zu bauen, um daran einen Stapel aus zehn wasserfest verleimten Latten – je zwei Meter lang und einen Zentimeter dick – festzuzurren.

Fast wie bei Thonet

„Bogenförmig ausgesägte Massivholzbalken eignen sich alternativ nicht“, sagt Christian Otto, „Verleimte Holzbögen sind viel stabiler.“ Geleimte Bögen aus Schichtleisten, damit arbeitete einst auch der Bopparder Tischlermeister Michael Thonet (1796–1871). Bis der Pionier des Möbeldesigns eine Technik entwickelte, unverleimtes Buchenholz mit heißem Wasserdampf zu verformen. Das Verfahren sollte ihn und seine Möbel weltberühmt machen.

Im Eigenbau

Wer sich für den Mußemöbel-Bausatz entscheidet, erhält ein bis zwei 1,80 m lange Pakete samt Bögen und Latten, mit allen Befestigungsteilen und einem Hilfsrahmen aus OSB-Platten, an dem man die Bögen mit einem Spanngurt befestigt. Andernfalls wären dafür mehrere helfende Hände nötig. Der Drehpunkt, der die Bögen verbindet, ist bereits vorgebohrt und mit einer Hülse versehen. „Wir haben lange herumprobiert, bis der Schwerpunkt so gewählt war, dass Groß und Klein gleichermaßen gut liegen“, sagt Udo Grings.

Pflegeleichte Oberfläche

Damit sich das Mußemöbel bequem über den Rasen ziehen lässt, bekommt es Räder. Pflege braucht die Lärchenholzliege kaum. Die Sonne raut das unbehandelte Holz mit der Zeit etwas auf. Mit Schleifpapier lässt es sich wieder glätten. Nach fünf Jahren kann man die Schrauben anziehen, damit nichts wackelt. Für Müßiggänger besteht also kein Grund zur Hektik.

Text: Micaela Buchholz